Schwangerwerdenkönnen und aktuelle Geschlechterdiskurse

Impulsvortrag und Diskussion, 90 Minuten

Antje Schrupp, Politikwissenschaftlerin und Autorin, www.antjeschrupp.de

In der Frauenbewegung gibt es seit einigen Jahren eine erbitterte Auseinandersetzung zwischen „Radikalfeministinnen“ und „Queerfeministinnen“. Während letztere die traditionelle zweigeschlechtliche Ordnung hinterfragen und Geschlecht als vielfältiges Identitätsmerkmal verstehen, bei dem es weit mehr als die beiden Optionen „männlich und weiblich“ gibt, befürchten erstere, dass dadurch speziell weibliche Bedürfnisse und Anliegen relativiert werden. Eine zentrale Rolle bei diesen Auseinandersetzungen spielt das Verhältnis zwischen Körper und Geschlecht. Inwiefern hängt beides zusammen und inwiefern nicht?

Der Kern der biologischen Geschlechterdifferenz ist traditionell das Schwangerwerdenkönnen. Ich halte es für gleichermaßen problematisch, das Schwangerwerdenkönnen als biologisches Faktum zum wesentlichen Kern des Frauseins zu erklären (wie es manche „Radikalfeministinnen“ tun), als  auch die körperliche Differenz zwischen Menschen bezüglich der Reproduktion – also dass die einen schwanger werden können, die anderen aber nicht – für vollkommen unbedeutend zu erklären (wie es manche „Queerfeministinnen“ tun).

Im Gegenteil bin ich der Ansicht, dass gerade die nüchterne Auseinandersetzung mit der reproduktiven Differenz als „politikbedürftiger Körpertatsache“ (Ina Praetorius) dabei hilft, heutige Geschechterdiskurse zu verstehen und in Richtung des guten Lebens für alle weiter zu entwickeln.

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