Unklar! Die Sehnsucht nach Eindeutigkeit und das Ringen mit der Unklarheit

Vieles in der Welt (und auch so manches in uns selbst) ist unklar und uneindeutig. Manchmal ist es notwendig, zu handeln, obwohl die Umstände noch unklar sind, wie zum Beispiel bei Corona, manchmal wird nicht gehandelt, obwohl die Notwendigkeit klar ist, wie bei der Klimakrise.

Im öffentlichen Diskurs wird Unklarheit meistens vermieden. (Noch) keine Meinung zu haben, ist oft keine akzeptierte Haltung. Es fehlt eine gute Kultur des Umgangs mit der Unklarheit, stattdessen wird eine vermeintliche Eindeutigkeit präsentiert. Eine Verständigung ist dann nicht möglich, Leute sind nicht willens oder in der Lage, sich zu öffnen, den Blickwinkel zu ändern, der Diskurs eskaliert, einige verlassen den Raum. Wie kann man vom Schlagabtausch wegkommen zu echten Gesprächen?

Unklarheit macht Stress, sie ist wie Hunger, und drängt danach, Klarheit zu finden. Die Denkumenta soll ein Ort sein, wo wir gemeinsam Praktiken des Umgangs mit der Unklarheit und dem Uneindeutigen ausprobieren können. Wo auch unfertige Gedanken Platz haben. Das ist nicht nur eine geistige, sondern auch eine körperliche und künstlerische Praxis. 

Eine Praxis des Umgangs mit Unklarem könnte zum Beispiel das Ringen sein, sowohl das Ringen um Wahrheit, als auch das Ringen miteinander. Es bedeutet, für etwas einzustehen und sich berühren zu lassen. Den Schritt in einen gemeinsamen Kreis zu tun. Es ist anstrengend, notwendig und riskant, doch ohne drohen Resignation, Spaltung und Hass. 

Wenn man miteinander in Kontakt kommt, ist es möglich, die Perspektive zu wechseln. In einem patriarchalen Setting hat das Ringen ein Ziel, nämlich eine Hierarchie zu schaffen, einen Gewinner zu identifizieren, Eindeutigkeit herzustellen. Uns ist hingegen klar (lol), dass es auch danach oft keine Eindeutigkeiten gibt. Es geht vielmehr um die ernsthafte Begegnung im Hier und Jetzt und um das Erleben eines Mehr, einer Qualität des Kontakts, die das eigene Begehren berührt.

Zu diesem Thema möchten wir bei der Denkumenta III diskutieren. Das Tagungsprogramm wird sich, wie schon bei der Denkumenta I und II, aus den Beiträgen der Teilnehmenden zusammensetzen.

Die Denkumenta lebt von der Beteiligung aller. Hier erfahrt ihr, wie es geht.

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